Zusatzstudium hat sich ausgezahlt: Maraike Piper ist Nachfolgerin von Eva Gruitrooy in Itzehoe
ITZEHOE Sie tritt ihren Job in schwierigen Zeiten an. Maraike Pieper ist neue Verbundmanagerin für psychosoziale Rehabilitation bei der Brücke SH in Itzehoe. Die 28-Jährige ist die Nachfolgerin von Eva Gruitrooy, die Jahrzehnte bei der Brücke war und im Sommer in den Ruhestand gegangen ist. Drei Wochen haben die beiden noch zusammengearbeitet. „Das war eine Übergabe im Schnelldurchlauf“, so Pieper: „Das ist für so einen Themenkomplex schon sehr knapp bemessen.“ Direkt nach dem Pädagogik-Studium hat Maraike Pieper im Wohnhaus der Brücke angefangen. „Ich wollte erst mal arbeiten und Erfahrungen sammeln“, blickt sie zurück: „Mir war aber schnell klar: Das ist nicht das, was ich bis zur Rente machen will.“ Gleichzeitig wuchs der Wunsch, mehr wissen zu wollen. Deshalb reduzierte sie ihre Stundenzahl und meisterte neben dem Beruf noch ein Studium für Rehabilitation und Gesundheit mit dem Schwerpunkt Management. Sie sagt: „Ich war überzeugt, dass ich den Master-Abschluss brauchen werde. Wenn nicht jetzt, dann in zehn Jahren.“
Der Bedarf kam schneller als erwartet. Sie hatte das Studium noch nicht ganz abgeschlossen, da deutete sich die Rente von Eva Gruitrooy an. Pieper bewarb sich und wurde genommen. Jetzt ist sie zuständig für sechs Einrichtungen der Brücke SH in Itzehoe. Von der Tagesstätte über das Wohnhaus bis hin zu Wohngruppen für Jugendliche oder Erwachsene.
Aktuell bestimmt Corona ihren Arbeitsalltag sehr stark: Sind die Hygienekonzepte noch aktuell und werden überall eingehalten und welche neuen Anforderungen kommen mit jeder neuen Landesverordnung? Daneben ist es ihr Job, genau im Blick zu behalten, dass die jeweiligen Verträge auch wirklich eingehalten werden. Einfach formuliert: Bekommt der jeweilige Mensch wirklich das an Hilfe, was ihm zugesagt wurde, erbringt die Brücke wirklich das, was sie zugesagt hat? Gleichzeitig dürfen die Kosten aber nicht aus dem Ruder laufen.
Wegen des neuen Bundesteilhabe-Gesetzes wird sich der Arbeitsschwerpunkt wandeln – weg von der Betreuung von Menschen, hin zu deren Begleitung. „Es wird alles noch individueller“, so Pieper: „Es wird um die Frage gehen, wie sollen und wollen Menschen mit psychischer Beeinträchtigung leben?“ Das habe beispielsweise zur Folge, dass Wohngruppen vom Kostenträger in Frage gestellt werden. Bei den Bewohnern führt das zu einer großen Verunsicherung. „Die Konstante in ihrem Leben wird in Frage gestellt“, weiß die Verbundmanagerin: „Das schürt natürlich Ängste.“ Zumal es die Befürchtung gibt, dass mit dem Gesetz auch Kostensenkungen durchgesetzt werden sollen.
Zusammen mit Matthias Kruit, ihrem Kollegen für die berufliche Rehabilitation, plant sie ein Haus als Anlaufstelle für psychisch Kranke. Nur mal schlecht drauf, kurz vor der großen Krise oder lediglich auf der Suche nach Beschäftigung – dafür soll es rund um die Uhr entsprechende Ansprechpartner und Angebote unter einem Dach geben. Die Immobilie dafür hat die Brücke, die Kostenfrage muss ausgehandelt werden.
Text, Foto: Andreas Olbertz |